Samstag, 16. Juli 2005

Hochwasser Juli 2005

von Andreas Herndler

Mail an den Autor

Zuletzt am Freitag, 22. Juni 2012 geändert.

Bislang 6054x gelesen.

Durch die lang anhaltende Schlechtwetterfront in den letzten Tagen und Wochen konnten die Böden in den Niederschlagsgebieten in Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Bayern und Tirol das Regenwasser nicht mehr bzw. nicht mehr zur Gänze aufnehmen, was in weiterer Folge zu einem Ansteigen der Flüsse in diesen Bereichen führte.

Am 10.07.2005 mittags kam es in Gars am Kamp zur Unterspülung einer Wehranlage. Bis spät in die Nachtstunden tagte der Krisenstab, Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Gemeinde sicherten die Wehr mit Wurfsteinen gegen eine weitere Unterspülung bzw. gegen einen Abriss, damit in weiterer Folge vom Stausee Ottenstein vermehrt Wasser abgelassen werden konnte (normaler Abfluss: rund 6 m3/s, aktueller Abfluss ab 11.07.2005 02:00 Uhr: ca. 75 m3/s), um Sicherheitsreserven für die kommenden Tage zu haben. Noch in den Nachtstunden zum 11.07.2005 wurde von der Bezirkshauptmannschaft Krems Hochwasseralarm für den Kamp gegeben, die zuständigen Gemeinden und Feuerwehren wurden alarmiert, tiefer liegende Einzelobjekte wie z.B. das Kampbad Langenlois wurden geräumt.

Am Abend des 10.07.2005 erreichten auch die Pegelwerte entlang des Oberlaufes der Donau die ersten Warnmarken, weswegen von den zuständigen Behörden Hochwasserwarnungen gegeben wurden.


Im Laufe des 11.07.2005 spitzte sich die Lage im Bezirk Krems entlang des Kremsflusses, des Kampes und der Donau weiter zu.

Der Abfluss aus dem Stausee Ottenstein wurde auf 90 m3/s erhöht, gegen 13:00 Uhr wurde von der Bezirkshauptmannschaft Krems Hochwasserwarnung für die Donau ausgelöst.

In den weiteren Stunden stiegen die Pegel entlang der Donau stündlich um ca. 10 cm, der Abfluss aus dem Stausee Ottenstein konnte konstant gehalten werden.

Aufgrund der Hochwasserwarnung der BH Krems, der Prognosen des Hydrografischen Dienstes Niederösterreich die ein weiteres Ansteigen der Pegel ankündigten, sowie aufgrund der weiter anhaltenden Schlechtwetterfront im Einzugsgebiet der Donau bis Bayern entschloss man sich in Krems zum Teilaufbau des mobilen Hochwasserschutzes zum Schutz des Ortsteiles Krems Stein.

Mannschaften des Magistrates Krems sowie der Freiwilligen Feuerwehr Krems begannen die ersten Steher und Dammbalken in den Bereichen Campingplatz, Fußgängerunterführungen und Ruderclub Stein aufzubauen und den gesamten Hochwasserschutz bis zu einer Höhe von ca. 8,30 m Pegel Stein fertig zu stellen - der Pegel betrug zu diesem Zeitpunkt rund 6,20 m.

Bis 20:00 Uhr trafen laufend weitere Prognosen des Hydrografischen Dienstes ein, von Seiten der Bezirksalarmzentrale Krems wurden der Oberlauf der Donau, die Einzugsgebiete der Donau, die großen Donauzubringer Steyr, Enns, Inn und Salzach, sowie die Großwetterlage laufend beobachtet und ausgewertet.

Kurz nach 20:00 Uhr dann Alarm für die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Krems, der Feuerwachen Hollenburg und Stein und des Magistrates Krems: die Steher des mobilen Hochwasserschutzes Krems-Stein entlang der Mauer der B3 werden aufgebaut, da ein Pegel Kienstock von 7,90 m für die frühen Morgenstunden prognostiziert wurde, was in etwa einem Pegel Stein von 7,55 m entspricht.

Rund 80 Mann bauten unter Zuhilfenahme von 20 Fahrzeugen in nur wenigen Stunden die insgesamt rund 250 Einzelsteher auf, und legten bereits die erste Lage der Aluminiumbalken in den Hochwasserschutz ein.

Für den Fall eines weiteren Ansteigens der Donau war der Grundschutz somit auf rund 8,50 m Pegel Stein erhöht worden, weitere Elemente konnten nun bei Bedarf einfach und rasch eingelegt werden.

In der Zwischenzeit erreichte der Kremsfluss die nächste kritische Marke: einzelne Besitzer von Uferbauten im Bereich Krems-Ufergasse wurden gewarnt, ein Sandlager in Rehberg wurde angelegt.

Am Höchststand der Krems waren an neuralgischen Punkten noch 75 cm Freibord bis zu ersten Überflutungen zu messen.

Am 12.07.2005 gegen 01:00 Uhr waren sämtliche Sicherungsarbeiten entlang der Krems und der Donau abgeschlossen, die Einsatzkräfte konnten einige Stunden Schlaf genießen.

Während dieser "ruhigen" Nachtstunden wurden seitens der BH Krems und der Bezirksalarmzentrale Krems die Pegel, Prognosen und die Großwetterlage weiter genau im Auge behalten um rasch reagieren zu können. Gegen 03:00 Uhr wurde von der Bezirkshauptmannschaft Hochwasseralarm für die Donau ausgelöst - Krems war dafür bereits gerüstet und konnte friedlich weiterschlummern.

Am 12.07.2005 um 14:00 Uhr erreichte die Donau Ihren Höchststand: 7,26 m Pegel Stein - rund 1,25 m unter den gesetzten Maßnahmen.

In den weiteren Stunden des 12.07.2005 ...... erreichte die Donau gegen 14:00 Uhr Ihren Höhepunkt bei 7,51 m Pegel Kienstock / 7,26 m Pegel Stein.Im Bereich Krems-Stein wurde entlang der B3 der mobile Hochasserschutz vorbereitet, ...... dass nur mehr die einzelnen Aluminiumbalken eingelegt werden mussten.Unterbrechungen der Mauer bei z.B. Fußgängerunterführungen ...... wurden bereits geschlossen.Auch an der Krems spitzte sich die Lage zu: 75 cm Freibord an neuralgischen Punkten am Höchststand.Sanddepots wurden angelegt.
Dank des Wetterumschwunges gegen Mitte der Woche gingen die Pegel der Flüsse wieder rasch zurück, der Abfluss des Stausees Ottenstein konnte wieder unter 50 m3/s reduziert und in den tw. überfluteten Gebieten entlang der Donau (Treppelwege, Hafenbauten, tiefer liegende Objekte, ...) konnte mit den Aufräum- und Reinigungsarbeiten begonnen werden.
Die Pfandlwehr in Krems musste nach dem Hochwasser von einer Verklausung befreit werden.Der Treppelweg entlang der Donau wurde schnellstmöglich gereinigt, bevor die Schlammmassen zu trocknen begannen.
Die vom Hochwasser 2002 leidgeprüfte Bevölkerung zeigte sich während der Nachtstunden vom 11.07.2005 zum 12.07.2005 sehr sensibel und besorgt: zu diesem Zweck ist die Bezirksalarmzentrale Krems ab einem Pegel Stein 6,15 m mit 2 Mann besetzt, die Pegelerfassung und -auswertung auf dieser Website erfolgen stündlich, und besorgte Bürger können sich rund um die Uhr auch telefonisch an die BAZ Krems wenden.

Die Zusammenarbeit der einzelnen Organisationen, Betriebe, Ämter und Behörden funktionierte beim Hochwasserereignis Juli 2005 vorbildlich.

Dank des Wetterumschwunges, den technischen Hilfseinrichtungen (wie automatische Pegel, moderne Kommunikationsmittel, mobiler Hochwasserschutz, ...), den unzähligen Helfern der Gemeinden und Feuerwehren sowie den Behörden, konnte rechtzeitig und rasch reagiert, und somit größerer Schaden verhindert werden!

Besonderer Dank gilt jenen Personen und Familien die in den Abend- und Nachtstunden des 11.07.2005 nicht auf diese unzähligen freiwilligen Helfer vergassen, und sie mit Getränken versorgten!