Donnerstag, 16. Februar 2006
Folgenden Artikel der Salzburger Nachrichten wollen wir den treuen Lesern unserer Feuerwehr-Website nicht vorenthalten:
Feuerwehrmänner fragen nicht. Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr ist oder Feuerwehrmannsein gar zu seinem Beruf gemacht hat, der rückt aus. Derzeit nicht zu Brandkatastrophen oder Überschwemmungen, sondern zum Schneeschaufeln. Sobald bei einem Dach Gefahr im Verzug ist, kommt die Feuerwehr.
In Niederösterreich waren am Dienstag 1500 Florianijünger im Einsatz. In Oberösterreich sprangen allein in Bad Ischl 200 Mann aus Nachbargemeinden ihren erschöpften Kollegen zur Seite. Täglich werden Verletzungen, auch schwere, von Feuerwehrleuten gemeldet. In der Steiermark und in Salzburg stehen die Einsatzkräfte wegen des erwarteten Wetterumschwungs unter erhöhtem Zeitdruck. Regen und steigende Temperaturen lassen befürchten, dass der Schnee ab Donnerstag noch schwerer auf den Dächern lasten wird.
So selbstverständlich die Feuerwehrmänner ausrücken, so sehr wird die Frage nach den Grenzen des freiwilligen Einsatzes laut. Denn eine Beobachtung drängt sich geradezu auf: Die einen haben rechtzeitig vorgesorgt und ihre Dächer von privaten Firmen räumen lassen - und dafür tief in die eigene Tasche gegriffen. Andere dagegen scheinen es darauf ankommen zu lassen. Sie warten so lange untätig zu, bis "Gefahr im Verzug" ist und die Feuerwehr zu Hilfe eilen muss. Die kleine Spende für das neue Löschfahrzeug, die dann vielleicht erwartet wird, ist immer noch viel günstiger als die rechtzeitige Beschäftigung einer Privatfirma.
Dazu kommt, dass auch viele Unternehmer nicht mehr grenzenlos bereit sind, ihren freiwilligen Feuerwehrleuten für jeden erdenklichen Einsatz freizugeben. Denn wieder drängt sich eine Gegenrechnung auf: Weil der eine Firmenchef sein Dach nicht rechtzeitig hat räumen lassen, soll der andere auf seine Mitarbeiter verzichten, die als Helfer in der Not ausrücken. Kein Wunder, dass in der Steiermark sogar der Landeshauptmann bereits an die Wirtschaft appellieren musste, die freiwilligen Helfer für ihre Einsätze freizustellen.
Bislang funktioniert das System trotz der wachsenden Kritik in Österreich verhältnismäßig reibungslos. Jeder weiß, dass er selbst einmal in Not geraten kann und dann für jede Hilfe, vor allem auch die freiwillige, dankbar sein wird. Ob Bergrettung, Rotes Kreuz oder Freiwillige Feuerwehr: Alle diese Dienste sind nicht nur hoch effizient. Sie sind für uns alle auch die weitaus preisgünstigste Lösung für Notfälle.
Jetzt aber droht die Gefahr, dass dieses dichte Netz der freiwilligen Hilfeleistung überspannt wird. Zu viele Fehlalarme, die durch mangelnde Vorsorge oder gar finanzielle Spekulation ausgelöst werden, könnten selbst beim eifrigsten Feuerwehrmann die Moral verderben - oder zumindest bei seinem Dienstgeber.
Die Feuerwehr ist allzeit bereit. Aber sie muss nicht immer und überall sein, nur weil es dem sorglosen Bürger so gefällt.
JOSEF BRUCKMOSER
Salzburger Nachrichten