von Gerhard UrschlerZuletzt am Freitag, 16. Juni 2017 geändert.
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In den vergangenen Stunden habe ich praktisch bei jedem Gespräch die Brandtragödie im Londoner Grenfell-Tower kommentieren dürfen. Hier wird einerseits Sorge bei den Bürgern hörbar, aber auch Sorge bei den Kremser Einsatzkräften. Es ist noch viel zu früh, um die Ursache zu klären, oder gar Regeln für unsere Vorgehensweisen abzuleiten.
Es ist richtig, dass der Grenfell-Tower in Teilen ähnliche Planungsmerkmale aufweist, wie die Mitterauer Hochhäuser – in anderen Punkten gibt es aber auch wesentliche Unterschiede. Es ist müssig zu spekulieren, ob hier in Krems ein derartiges Szenario möglich ist. Derartige Tragödien passieren immer nur dann, wenn mehrere Unglücksfaktoren zusammentreffen.
Ob diese Faktoren in Krems vorliegen können, kann ich derzeit nicht beantworten. Aus verständlichen Gründen möchte ich aber Gewissheit haben, in welchem Zustand sich die Stiegenhäuser momentan befinden, welche Beschaffenheit die Wärmeschutzverkleidung nach langem Bestand aufweist und ob unsere Feuerwachen eine ausreichende Anzahl der für ein äquivalentes Szenario notwendigen Gerätschaften vorhalten.
Diese Evaluierungen erfolgen ohnehin fortlaufend, auf der einen Seite gibt es die behördlich vorgegebene regelmäßige feuerpolizeiliche Beschau der Gebäude, die fortwährenden Überprüfungen unserer Ausrüstung wie auch immer wieder neu angepasste Verordnungen und Baurichtlinien. Damit lassen sich viele Gefahren schon im Vorfeld entdecken.
Die Grenfell-Tragödie hat uns aus unserem Alltagstrott herausgeschreckt. Nutzen wir den dadurch gewonnen Abstand und lasst uns die gegeben Abläufe, die bestehenden Strukturen, die vorhandenen Regeln und die verfügbare Ausrüstung prüfen und hinterfragen.
Gerhard Urschler, Brandrat
Feuerwehrkommandant / Battalion Chief (OF-4)
Freiwillige Feuerwehr Krems/Donau